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Brustgeschirr oder Halsband beim Hund

Brustgeschirr beim Hund Heute stelle ich euch ein weiteres Thema vor, mit welchem ich ebenfalls in meinen täglichen Hundestunden oftmals konfrontiert werde. Gerade unter Welpenbesitzern und Hundehaltern, die zum ersten Mal einen Hund in der Familie aufnehmen, keine unwichtige Frage.

Soll ich meinem Hund extra ein Brustgeschirr kaufen, oder reicht es aus, ihm am Halsband zu führen? Diese Frage stellt sich nicht nur jeder Hundehalter auch spaltet diese oft die Lager vieler Hundebesitzer. Es wird heiß diskutiert welche Führhilfe hier die bessere Wahl ist und oftmals wird auch rein nach dem optischen Aspekt beurteilt und entschieden.

Auch unter Hundeschulen und Trainern gibt es verschiedenen Ansichten darüber. Leider hält sich auch unter einigen Fachleuten immer noch das Gerücht hartnäckig, man könne einen Hund nur mit Leinendruck und dem dazugehörigem Halsband erziehen.

So schwören Halsbandnutzer auf das Halsband, da der Hund ihrer Meinung nach seltener zieht. Brustgeschirrbesitzer hingegen benutzen dieses, da der Hund weniger gewürgt wird. Was man dem Hund tragen lässt sollte auf jeden Fall nicht vom Geschmack des Hundebesitzers abhängig gemacht werden, sondern vom gesundheitlichen Aspekt.

Eines vorneweg:
Ein Hund, der nie (!) an der Leine zieht, kann freilich ein Halsband tragen. Ein Hund, der nicht zu 100 % sauber an der Leine geht oder auch mal gerne zieht, sofern er einen Artgenossen sieht oder einen guten Duft in der Nase hat, sollte definitiv am Brustgeschirr geführt werden.

Weshalb aber Brustgeschirr anstatt Halsband?

Um die ganze Auswirkung des Tragens von Halsbändern zu verdeutlichen, muss man sich den Bewegungsablauf des Hundes vor Augen halten. Die Schubkraft beim Hund wird über den Rücken von hinten nach vorne übertragen. Dies macht ihn sehr anfällig bei Störungen seines Bewegungsapparats. Die Wirbelsäule des Hundes ist ähnlich aufgebaut wie die des Menschen, ein Bandscheibenvorfall ist daher nicht auszuschließen, denn die Halswirbelsäule ist eine der empfindlichsten Bereiche des ganzen Körpers.

Verspannungen in diesem Bereich führen – wie auch bei uns Menschen zu Kopfschmerzen, Schwindel und Rückenschmerzen. Der Druck des Halsbandes beeinträchtigt somit nicht nur die Wirbelsäule, sondern auch den Kehlkopf und die oberen Atemwege. Der Hund spannt seine kompletten Halsmuskeln an um diese inneren Organe schützen zu können, was wiederum zu enormen Verspannungen der Rückenmuskulatur führt.

Kehlkopfquetschungen sind in diesem Zusammenhang leider ebenso keine Seltenheit. Auch wird die Schilddrüse beeinträchtigt, was zu Schilddrüsenerkrankungen führen kann. Doch nicht nur das. Jeder Ruck am Halsband erhöht den Augeninnendruck des Hundes. So kann man sich also vorstellen, dass vor allem für genetisch vorgelastete Hunderassen das Tragen eines Halsbandes kontraproduktiv ist und später schlimme Erkrankungen zur Folge haben kann.

Doch nicht nur gesundheitliche Punkte sollte man berücksichtigen, sondern auch Verhaltensprobleme, die sich auf das Tragen eines Halsbandes zurückführen lassen. So wurde in Studien mehrfach belegt, dass mit Druck auf den Hals aggressives Verhalten ausgelöst und bereits vorhandenes verschlimmert wird. Auch lässt sich eine Leinenaggression bei den meisten Hunden auf das Halsband zurückführen.

Da man den Hund am Halsbereich führt wird er anders mit herankommenden Hunden kommunizieren als mit einem Geschirr, da der Zug am Halsband die Körpersprache des Hundes verändert. Der Hund wird in seinem Verhalten stark eingeschränkt und kann so mit aggressivem Verhalten reagieren.

Auch kommt es oft in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund zu einer Fehlverknüpfung durch die Leine. So verknüpfen viele Hunde den Schmerz am Halsband z.B. mit dem Anblick eines herankommenden Hundes und nicht mit dem Halsband selbst, was eine Leinenaggression schürt. Diese lässt sich wiederum mit einem Brutgeschirr einfach und effizient beheben. Auch Leinenzieher versuchen dem Druck des Halsbandes zu entkommen und ziehen vermehrt nach vorne. Der Rat vieler Trainer, den Leinenzieher nur mit einem Halsband richtig führen zu können ist schlichtweg falsch. Auch bringt Leinendruck, den viele Hundehalter immer noch vermittelt bekommen nur das Gegenteil. Der Hund lernt bei einem Leinenruck nur, niemals die Leine locker zu lassen. Denn bevor man selbst rucken kann muss man die Leine lockern, was wiederum der Hund fehlverknüpft! Außerdem verursacht Druck logischerweise Gegendruck.

Da sich der Hund an den Druck gewöhnt, wird er immer mehr nach vorne ziehen und es entsteht ein unschöner Kreislauf, der dann nur schwer wieder zu durchbrechen ist. Bei ca. 20% der Hunde ergibt sich das Ziehen durch das Tragen eines Geschirrs von alleine. Alles andere kann man mit zusätzlich gutem Training aus der Welt schaffen! Auch ist jedem Hund das nicht mehr ziehen an der Leine natürlich auch ohne Leinendruck beizubringen.

Doch auch bei dem Kauf der Geschirre gibt es einiges zu beachten Ein passendes Geschirr zu finden ist nicht immer einfach. Geschirre gibt es nämlich viele auf dem Markt. Von Y-Geschirren bis hin zu den Norwegergeschirren ist alles vorhanden. Auf was man in jedem Fall achten sollte ist, dass es gut sitzt. Ein gut sitzendes Brustgeschirr verteilt den gesamten Druck gleichmäßig über den Rücken des Hundes. Ein Geschirr, welches nicht gut sitzt, bringt abermals Schmerzen mit sich, da es Druckstellen erzeugt und der Hund es nicht gerne trägt. Man kann immer wieder beobachten, dass Hunde sich nur wiederwillig die Geschirre anlegen lassen und sich regelrecht dagegen drücken oder sogar davon stürmen, sofern man mit diesem kommt. Dies ist ein klarer Indiz dafür, dass das Geschirr nicht richtig passt. Auch sollte das Geschirr aus möglichst weichem Material bestehen, welches sich gut waschen lässt und den Hund nicht scheuert. Polsterungen im Bauch Bereich lassen sich so z.b. auch einfach nachkaufen und montieren, sollten diese noch nicht am Geschirr vorhanden sein. Auch die Verschlüsse des Geschirres sollten abgerundet sein, damit sie sich der Körperform ideal anpassen können.

Ich persönlich bin kein Fan von Norwegergeschirren. Diese sehen zwar, mit ihren meist lustigen Aufnähern super putzig aus, sind allerdings für den Hund oftmals sehr unangenehm zu tragen, da der vordere Riemen des Geschirres direkt über die Schulterpartie des Hundes verläuft. Gerade Hunde, die zum Radfahren mitgenommen werden, weisen häufig sogar kahle Stellen an den Schultern auf, da die Geschirre das Laufen des Hundes beeinträchtigen. Besser sind Geschirre, die ganz normal durch die Vorderpfoten verlaufen und sich hinten verschnallen lassen. Auch Sicherheitsgeschirre sind gerade für Hunde, die aus dem Tierschutz kommen eine super Alternative oder für Hundehalter, die gerne einmal Bergwanderungen unternehmen, da sich der Hund mit diesem Geschirr ohne Probleme auch mal über steile Stücke heben lässt, ohne dass er damit Schmerzen hat.

Wenn ein Halsband, dann das Richtige

Natürlich kann man Halsbänder per se nicht verurteilen. Auch mein Hund hat natürlich eins und trägt es auch. Jedoch kommt es 1. immer auf das richtige Halsband an und 2. immer auf den Hund und die Situation in der man sich befindet. Weiß man also von vorne herein bereits, dass der Hund z.b. in einer für ihn stressigen Situation eher ziehen wird als gewohnt, sollte man ihm ein Geschirr anlegen.

Eine Faustregel besagt, dass das Halsband mindestens so breit sein soll, wie die Nase des Hundes breit ist. Es gibt so auch im Handel wunderbare Halsbänder, die schön gepolstert sind und dem Hund – sofern er gut Leinenführig ist, nicht schaden!

Gut sitzende und vor allem breite Halsbänder bei Hunden, die artig an der Leine ziehen spricht nichts dagegen! Falsch und mehr als veraltet ist die Annahme jedoch, dass das Halsband vom Hund umso besser akzeptier wird, je schmaler es ist. Dies ist nicht nur eine veraltete Denkweise sondern auch, wie oben bereits erwähnt, gesundheitsschädigend!

So ausgerüstet werden dem Hund bis ins späte Lebensalter Schmerzen an der Wirbelsäule und dem Rückenbereich erspart bleiben.