
Wer sich einen Hund anschafft, macht sich natürlich Gedanken über seine richtige Auslastung. Doch viele Laien nehmen den Begriff leider wörtlich und denken, dass Auslastung etwas damit zu tun hat, den Hund den kompletten Tag lang zu beschäftigen, bis er irgendwann völlig müde in sein Bettchen fällt. Das funktioniert so jedoch nicht, bei Kindern würde man sagen „nach müde kommt doof“. Doch wie klappt es denn jetzt, den Hund am besten auszulasten?
Auslastung bedeutet nicht Überforderung!
An einem Tag Agility, am nächsten Tag Mantrailing, aber übernächsten Tag Dogdancing. Zwischendurch bekommt der Hund noch seine normalen Gassirunden. Wenn der Hund nach einem solchen Programm immer noch völlig aufgedreht in der Wohnung randaliert, wundern sich viele, was sie falsch machen. Der Vierbeiner ist schlichtweg überfordert, er ist überdreht. Ähnlich kennt man es von Kindern, welche einfach zu viele Eindrücke bekommen haben und dennoch abends um elf noch nicht ins Bett zu bekommen sind. Der Müdigkeitspunkt wurde hier einfach überschritten.
Auslastung bedeutet also nicht den Hund ständig zu beschäftigen, sondern ihn gezielt zu beschäftigen und ihm zwischendurch ausreichend Ruhephasen zu gönnen. Man darf nämlich nicht vergessen, dass Hunde ein Ruhebedürfnis von 16-20 Stunden haben,
Junioren und
Senioren teilweise sogar noch etwas mehr. In dieser Zeit schlafen und dösen sie und sollten nicht ständig aus dieser Ruhe herausgerissen werden. Richtige Auslastung bedeutet somit eine gesunde Balance zwischen Beschäftigung und Ruhebedürfnis.
Die richtige Auslastung für Hunde
Um einen Hund auszulasten und gut zu beschäftigen, sollten ihm vier Möglichkeiten der Auslastung geboten werden:
- Soziale Auslastung
- Körperliche Auslastung
- Geistige Auslastung
- Rassespezifische Auslastung
Im Idealfall bietet man einem Hund eine gute Mischung aus all diesen Möglichkeiten, doch sollte man es auch hier nicht übertreiben, denn kein Hund benötigt ein Animationsprogramm rund um die Uhr. Mit der Zeit lernt man seinen Hund zudem lesen, sodass man irgendwann genau erkennt, was der Hund im Moment gerade mag und wann es genug ist.
Soziale Auslastung für Hunde
Zur sozialen Auslastung gehört das Spiel mit anderen Artgenossen, denn so lernen Hunde untereinander zu kommunizieren und die Grenzen des anderen zu respektieren. Einige Hundebesitzer versuchen diese soziale Auslastung über einen Zweithund zu realisieren, aber auch Kontakte mit Spielkameraden auf der Hundewiese oder Spielstunden in der Hundeschule sind vollkommen ausreichend. Über das Internet haben sich in den letzten Jahren in den meisten Städten darüber hinaus sogenannte Hundetreffs etabliert. Bei diesen treffen sich Besitzer und ihre Vierbeiner in regelmäßigen Abständen, um gemeinsam zu spazieren und den Hunden ein Spiel untereinander zu ermöglichen.
Achtung: Wenn Sie beim Gassigehen mit Ihrem Liebling unterwegs sind und fremde Hunde treffen, sollten Sie diese nicht einfach ungefragt zueinanderlassen, schon gar nicht mit Leine, denn das schränkt den Hund beim Spiel ein und kann im Zweifelsfall zu bösen Verletzungen führen. Sprechen Sie zunächst mit Ihrem Gegenüber, ob Kontakt überhaupt gewünscht ist. Wenn nicht, respektieren Sie bitte auch das!
Körperliche Auslastung für Hunde

Körperliche Auslastung in Form von regelmäßigen Gassirunden oder anderen sportlichen Aktivitäten ist wichtig, um die Gesundheit von Muskeln und Gelenken zu erhalten. Bei Spazierrunden ohne Leine powern sich die Hunde meist selbst genau in dem Maß aus, wie es ihnen selbst am besten tut. Wer seinen Hund nicht ohne Leine laufen lassen kann, kann ihn aber auch an der Leine körperlich auslasten, zum Beispiel durch:
- Gemeinsames Joggen: Was es dabei zu beachten gibt, können Sie in diesem Ratgeber nachlesen).
- Radfahren mit Hund: am besten mit einer geeigneten Konstruktion fürs Fahrrad, damit sich niemand verletzen kann
- Hundeschwimmen: im nächstgelegenen See mit Hundestrand (natürlich nur bei entsprechenden Wassertemperaturen)
Achten Sie bei sämtlichen sportlichen Aktivitäten darauf, dass der Hund dennoch seine herkömmlichen Gassirunden zum Lösen und Schnüffeln bekommt, denn das ist bei den meisten sportlichen Aktivitäten nebenbei nicht immer möglich.
Geistige Auslastung für Hunde
Hunde sind von klein auf neugierig und bleiben es bis ins hohe Alter. Aus diesem Grund sollten sie geistig gefordert werden, um ihre kognitiven Fähigkeiten auszubauen und zu erhalten. Bei der geistigen Auslastung kommt es jedoch nicht darauf an, dass man komplizierte Mega-Challenges in den Hundealltag einbaut. Kleine geistige Anreize zuhause oder auf der Gassirunde sind völlig ausreichend. Nasenarbeit zum Beispiel lastet einen Hund wunderbar aus und kann zuhause über einen Schnüffelteppich oder draußen durch versteckte Leckerlis in der Rinde von Bäumen realisiert werden. Apportierspiele oder Intelligenzspielzeug für Hunde ist ebenfalls perfekt zur geistigen Auslastung geeignet. Derartige Spiele fördern zugleich die Bindung zum Besitzer, denn dieser kann durch Hilfestellungen wie Zeigen mit seinem Liebling interagieren.
Rassespezifische Auslastung
Einige Hunde wurden ursprünglich zu einem ganz bestimmten Zweck gezüchtet, welcher ihnen noch heute in den Genen steckt. Huskys beispielsweise haben großen Spaß am Zughundesport, Retriever hingegen empfinden größte Freude beim Apportieren. Schwieriger hingegen ist es bei Herdenschutzhunden, denn diese wurden zum Sichern einer Tierherde gezüchtet und folgen dieser Bestimmung noch heute. Daher ist es wichtig, dass Sie sich vor der Anschaffung eines Hundes genau über die Rasse, ihren Charakter und ihre Eigenschaften informieren. Überlegen Sie anschließend, ob Sie dem Hund wirklich eine artgerechte Umgebung bieten können oder nicht doch eine andere Rasse besser geeignet ist.
Fazit: sowohl Überforderung als auch Langeweile vermeiden
Sowohl Überforderung als auch Unterforderung in Form von Langeweile macht sich früher oder später bei jedem Hund bemerkbar. Hyperaktives Verhalten, grundloses Bellen oder das Zerstören von Inventar sind nur einige Anzeichen dafür. Wenn Sie derartige Verhaltensweisen feststellen, sollten Sie schnellstens herausfinden, was die Ursachen sind und gezielt gegensteuern. Nur ein artgerecht ausgelasteter Hund mit ausreichend Ruhephasen ist auf Dauer ein ausgeglichener und
glücklicher Begleiter für seinen Menschen.